Katzenstein und Neresheim
Sagen und Anekdoten
Die Burg ist nicht nur reich an Gebäuden, sondern ebenso reich an Sagen, Geschichten und Anekdoten – angefangen beim Burggeist „Baldrian“, der angeblich über Schätze wacht, bis hin zur Sage vom geheimen Fluchttunnel in den Wald. Berühmt ist auch die Legende vom Hund in der Truhe, die den Ursprung der Redewendung „auf den Hund kommen“ erklären soll.
Weitere Erzählungen berichten vom Spiegel eines Ritters, der angeblich die Zukunft zeigte, oder von zwölf vergrabenen Schatztruhen.
Die Symbolik der Katze
Auch die Symbolik der Katze wurde bei der Burgführung thematisiert – vom heidnischen Verehrungsobjekt zur verfolgten Kreatur während der Hexenverfolgungen. Allein schon die Tatsache, dass ein so eigenwilliges, nachtaktives Tier, das den Fall aus großen Höhen unversehrt übersteht, das seiner Sexualität lautstark freien Lauf lässt und deM man nachsagte, dass es nachts in Häuser schleiche und dort schlafende Kinder erstickte, waren deutliche Zeichen dafür, dass diese Tiere mit dem Teufel im Bunde sein mussten. Dieser Aberglaube führte im Mittelalter sogar dazu, dass Katzen – um Böses fernzuhalten – lebendig in Häuserfundamente eingemauert oder systematisch gefoltert, ertränkt und verbrannt wurden.
Tragisch war, dass dieser Aberglaube auch zur Zeit der großen PEST im 14. Jhd. herrschte, machte man doch die dämonische Macht der Tiere für das Wüten der Pest verantwortlich. Fatalerweise wurde mit der Massentötung der Katzen die Epidemie erst richtig in Gang gesetzt, als sich die Träger der Pestbakterien, Ratten und Mäuse, ungehindert ausbreiten konnten. Ein Drittel der Bevölkerung Europas, etwa 25 Mio. Menschen, bezahlten diesen Irrtum mit dem Leben!
Auch heute ist der Aberglaube noch immer nicht überwunden: Ich sage nur „Schwarze Katze von links nach rechts“ oder „Abrakadabra – dreimal schwarzer Kater“.
Die Sache mit dem Hund
Diese Legende ist besonders beliebt: In einer alten Holztruhe in der Burg ist auf deren Boden ein Hund gemalt. Wenn die Kiste leer war und man diesen Hund sah, bedeutete das, dass man „auf den Hund gekommen“ ist – also in schwierigen Zeiten oder finanzieller Not steckte. Diese Erklärung ist zwar nicht historisch belegt, aber immerhin eine tolle volkstümliche Deutung der Redewendung.
- Finn geht einem Sprichwort nach
- Auf den Hund gekommen
Der Spiegel des Ritters
Eine weitere Sage berichtet von einem großen Spiegel in der Burg, der nicht nur das eigene Spiegelbild zeigte, sondern angeblich auch die Zukunft des Betrachters. Manche behaupten gar, dass Ritter vor wichtigen Schlachten dort hineingeschaut haben, um zu erfahren, ob sie siegreich sein würden. Der Spiegel ist aber im Laufe der Jahrhunderte verschwunden. Zum Glück! Ich möchte nämlich nicht wissen, welche Überraschung morgen – oder gar schon heute – auf mich lauert.
Geheimgänge
Unter der Burg Katzenstein soll es auch geheime, unterirdische Gänge geben, die tief in den nahen Wald führen. Sie dienten angeblich nicht nur als Fluchttunnel für die Burgherren in Belagerungszeiten, sondern sollen auch einen verborgenen Schatz beherbergt haben – versteckt von Rittern oder fliehenden Bewohnern in Kriegszeiten. Heute sind die Zugänge längst verschwunden, doch Berichte von Wanderern über mysteriöse Spalten und Eingänge am Fuß des Felsens halten die Legende ebenso lebendig wie die Geschichten zahlreicher Schatzsucher, die bislang vergeblich nach dem verborgenen Reichtum suchten. Und etwas Wahres scheint doch dran zu sein: Am 11. Februar 2015 hat man nämlich beim Putzen eines Fenstersimses tatsächlich einen Schatz gefunden. Ein Stein hatte sich gelöst und im Hohlraum dahinter tauchten fünf Blechdosen mit insgesamt 250 Schmuckstücken auf. Darunter sind Ketten, Broschen, Ringe, Münzen und Uhren. Alte Dischinger verblüfft der Fund nicht. Sie erzählen sich an dunklen Winterabenden noch immer gerne, dass auf Katzenstein zwölf „mit Gold und Edelsteinen“ gefüllte Truhen vergraben sein sollen, über die der Burggeist „Baldrian“ wacht.
Das mit dem „Baldrian“ finde ich persönlich sehr witzig. Möglich, dass man die anziehende Wirkung von Baldrian auf Katzen tatsächlich schon im Mittelalter oder in der frühen Neuzeit bemerkt hat, aber auch hier fehlen genaue Aufzeichnungen. Insofern bin ich der Ansicht, dass die Geschichte um „Baldrian“ eher nach einer gut ausgedachten Legende der Neuzeit klingt.
Fazit
Nichtsdestotrotz: Die Burg ist real und sieht tatsächlich echt aus – nicht so, wie das viel häufiger besuchte „Schloss Neuschwanstein“, das für mich nur ein verfrühtes Disneyland eines durchgeknallten Bayernkönigs ist. Sie bietet eine mitreißende Mischung aus Architektur, Geschichte und Legende. Ob alle Geschichten historisch belegt sind, spielt fast keine Rolle – die anschaulichen Schilderungen, die stimmungsvollen Räume und die Mischung aus Fakten, Fantasie und liebevoller Ausschmückung macht den Besuch zu einer Reise in eine Welt, in der Geschichte und Legende untrennbar miteinander verschmelzen.
Zwischen Burg und Lok – in nur sechs Kilometern vom Mittelalter zur Dampflokzeit
Um kurz vor zwölf – bevor die Besucherschar, die jetzt gerade die Führung mitmacht, über den Innenhof herfällt – beenden wir unseren Besuch in Katzenstein. Wir wollen noch nach Neresheim, wo der Härtsfeld-Museumsbahnverein heute erneut seine jährliche, traditionelle Bahnhofshocketse veranstaltet. Los geht’s um 13:15 Uhr mit einem Triebwagenzug, dann folgen zwei Dampfzüge, und der letzte Zug ist wieder ein Triebwagenzug. Am Sonntag wird der ganze Regelfahrplan gefahren. Bis zum Veranstaltungsort in Neresheim sind es nur 6 km.
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